Die Italia Katastrophe 1928

Juli 2011 | Autor: Detlef Schmegel

Dramatische Tage


Am 28. Juni 1928 startete der weltberühmte norwegische Entdecker Roald Amundsen, der zwei Jahre zuvor mit Nobiles Luftschiff "Norge" den Nordpol überquert hatte, zu einer eigenen Suchaktion. Das 1000PS starke Flugboot "Latham47" sollte helfen, die Vermissten zu finden. Amundsens letzter Start mit der Latham47
Amundsens letzter Start mit der Latham47
In der Nähe der Bäreninsel, noch sehr weit von den Männern um Nobile entfernt, fand man einige Jahre später einen Schwimmer von Amundsens Maschine, der Bearbeitungsspuren aufwies. Wahrscheinlich ein letzter verzweifelter Versuch sich damit irgendwie zu retten.
Im Jahre 2009 suchte die norwegische Marine mit zwei Schiffen unter Verwendung von Sonar und Tauchrobotern nochmals intensiv nach Amundsen und seinem Begleiter. Allerdings ohne Erfolg. (Siehe hierzu einen Beitrag in der Zeitschrift "Der Spiegel")

Endlich Notruf empfangen

Nicolai Reinhold Schmidt
Nicolai Reinhold Schmidt
Am 3.Juli um 19:30 empfängt der russische Funkamateur Schmidt aus dem Dorf Wosnessenje in der Nähe der Hafenstadt Archangelsk endlich Biagis Notruf aus fast dreitausend Kilometer Entfernung.
Von Nicolai oder (je nach Quelle) Reinhold Schmidt ist wenig bekannt. Technisch sicher sehr interessiert, Lehrer, oder Betreiber des Dorfkinos, oder beides soll er gesesen sein. Er verstarb vermutlich 1942. [4] Wie Nobile schrieb, war es erst die Veröffentlichung der sowjetischen Botschaft über den Empfang der Notsignale, die die eingeschlafene Aufmerksamkeit der Italiener wieder erweckte.
Plötzlich empfingen auch die in der Nähe befindlichen Italiener Biagis Signale. Sobald auch nur das leiseste Motorengeräusch in der Ferne zu hören war, wurde am roten Zelt ein qualmendes Feuer entzündet.
Es war fast unmöglich auf dem zerklüfteten Eis zu landen. Deshalb beschränkten sich die ersten Aktionen vor Ort im Abwerfen von Batterien, Kleidung, Nahrung Medikamenten und anderen wichtigen Dingen. Auf dem Umschlagpapier eines Paketes standen Hinweise zur Herrichtung einer Landebahn.

Lundborg versucht die Landung

Nach vielen weiteren zermürbenden Stunden des Wartens, waren am Abend des 23. Juni erneut Flugzeugmotore von zwei Maschinen zu hören. Eine zog weiter oben ihre Kreise, während die andere so tief flog, dass man glaubte sie wolle landen. Nach mehreren solchen Landeanflügen war es dann soweit. Einar Lundborg
Einar Lundborg
Die Maschine rumpelte über das Eis und kam relativ schnell zum stehen. "Der Fremde in Fliegeruniform sah sympatisch aus, ein etwas hartes, aber offenes Gesicht und himmelblaue Augen" so beschrieb ihn Nobile [1] "Oberleutnant Lundborg" stellte er sich vor. Einar Lundborg, der Onkel meines Funkfreundes mit gleichem Namen. Obwohl Nobile vorgesehen hatte, den mit zwei Beinbrüchen am schwersten verletzten Cecioni zuerst ausfliegen zu lassen, bestand Lundborg darauf, dass Nobile zuerst mitfliegt, damit er die Rettung der noch vermissten Besatzungsmitglieder koordinieren konnte. Über diese Vorgehen gab es bis zuletzt Diskussionen, die von verschiedenen Kreisen ausgenutzt wurden um dem Ansehen Nobiles zu schaden. Bei Lundborgs zweitem Landeversuch am roten Zelt kamen alle widrigen Umstände zusammen, die Kufen der Fokker bohrten sich tief in den Schnee, die Maschine machte einen "Kopfstand" und kam auf dem Rücken liegend zum Stillstand.

Lundborgs Bruchlandung
Lundborgs Bruchlandung
Lundborg blieb weitgehend unverletzt, war aber nun ebenfalls ein Gefangener in der unwirtlichen Eiswüste.

Über ein Monat war inzwischen vergangen, die Landebahn wurde immer unbrauchbarer, das Wetter war scheußlich und die Hoffnung demnächst gerettet zu werden schwand immer mehr.
Bei den Schweden gab es aber noch weitere Teufelskerle, denn am 6. Juli landete der Schwede Schyberg mit seiner leichte "Moth" (Motte) am roten Zelt und brachte zumindest für Lundborg die Rettung, da auch der Start klappte. Einar Lundborg, sollte aber nicht alt werden. Nur drei Jahre später, 1931 kam er als Testpilot einer schwedischen Jaktfalken mit nur 35 Jahren ums Leben. Vier Jahre später wurde dann mein Funkfreund Einar SM5CBC geboren. Er kennt seinen Onkel also nur von den Berichten.